Aller Anfang ist schwer

Nachdem Esther-Maria Kropp ihren Papa bei diversen Triathlonwettkämpfen durch den Zielkanal begleitete, war sie am Samstag selbst an der Reihe. In Münster wurde bereits zum neunten mal der KIDMAN-Triathlon ausgetragen.

 

von Christian Kropp

Esther-Maria KroppAber der Reihe nach. Das Besondere an dem Nachwuchs-Wettkampf KIDMAN ist die konsequente Kinderorientierung: die Kids stehen alleinig im Mittelpunkt. Das beginnt für den Veranstalter, TriFinish Münster, bereits bei der Gestaltung der Internet-Wettkampfausschreibung. Sie wurde von Anfang an für den Nachwuchs und nicht für die Eltern gestaltet. Bei der "Kundschaft" kommt das gut an, zumindest bei meiner Tochter. Bei der eigenen Wettkampfplanung stolperte ich über die Ankündigung und rief Esther an meinen Computer. Ihre Begeisterung hielt sich zwar in Grenzen (Mädchen sind halt so, insbesonder als Voltigiererin hat man ja noch andere Interessen), aber das Projekt "Esther's erster Triathlon" fand ihre Zustimmung. So kam alles ins Rollen. Die Anmeldung wurde versendet, der Kalendereintrag gefixt. Für spezifisches Training war keine Veranlassung gegeben, da keine höheren Ziele angepeilt werden sollten. Schließlich hat die Kleine ja ihr Seepferdchen, Radprüfung in der Schule war auch schon, die Sportschuhe haben Klettverschlüsse und beim Sportfest wurde sie über 800 m Zweite. Na also. Das Projekt "dezentes-Gewichtstuning-an-dem-20-Zoll-Babyfahrrad" wurde zwar kurzfristig verdrängt von Titel "zeitnahe-Gewöhnung-an-ein-neues-24-Zoll-Kindergefährt-das-doppelt-so-groß-wirkt-und-halb-so-viel-wiegt". Aber sonst lag auch bei dem übereifrigen Daddy die Prämisse auf mentalem Training: Vorwettkampstressminimierung mittels Anwendung moderner Verdrängungsmechanismen. Sprich: nicht nervös machen lassen und nicht drüber reden, weil ja alles ganz easy ist.

Dann ist es endlich soweit. Wettkampftag. Samstag, der 15. August im Jahre 2009. Transitionbag (Sporttasche, vom Manager gepackt), Rad, Athletin und Fanclub (meine bessere Hälfte) verstaut (auch vom Manager), Reiseroute ins Navi geladen (von wem wohl?) und flugs wird die Kutsche zum DJK-Freibad manövriert. So weit, so gut. Wir kommen pünktlich auf dem Parkplatz an und genießen die perfekte Organisation vor Ort. Die Wettkampfstrecken sind hervorragend ausgeschildert und hinreichend durch die freiwilligen Helfer gesichert. Die Wechselzone ist großzügig dimensioniert, sodass die Nachwuchstriathleten nicht über fremdes Equipment stolpern. Die Wettkampfbesprechung ist absolut professionell, die Moderatorin trägt sogar ein Headset-Mikro. Die Zielgasse, flankiert von einer "Triathlonmesse" und "Recreational Area", muss sich nicht vor den großen Vorbildern verstecken und das Wetter ist PERFEKT.

Szenenwechsel Schwimmstart. Einschwimmen. Die Sonne brennt, das Wasser ist nass, die Frisur muss geschützt werden. "Papa, die doofe Badekappe hält nicht. Und das Gelb ist auch doof...." Diese kurze Krise wird vom Betreuerteam nach dem Prinzip "Ignoranz macht es zwar nicht besser, schadet aber auch nicht" gemeistert. Es wird ernst. Zuerst sind "die Großen", also die Jahrgänge 1994 bis 1997 dran: 100 m Schwimmen, 6,2 km Radfahren und 1.400 m Laufen. Kurz darauf wachsen erste Zweifel im Betreuerteam. Es geht zu wie bei den Erwachsenen. Kein gemütliches Gedümpel. Da ist Kraulen und Kippwende angesagt. Alter Schwede, vielleicht hätten wir doch etwas trainieren sollen. Aber das Prinzip Hoffnung hält sich wacker: "die frischeren Jahrgänge sehen das sicher lockerer." Denkste. Für die Jahrgänge 1998 bis 2003 stehen zwar "nur" 50 Meter im Wasser, 3,2 km auf der Radstrecke und eine 600 m Laufrunde an, aber bereits die erste Startgruppe signalisiert mittels geschult angewendeter Freistiltechnik, dass dies keine Charity-Veranstaltung ist. Hoppala. "Na ja," denkt sich da der Autor dieser Zeilen, "Esther wird wohl sicher nicht First-Out-Of-Water werden." Letzte wird sie aber auch nicht, was will man mehr. Beim ersten Mal war ich ja auch froh, überhaupt aus dem Maschsee in Hannover kriechen zu können. Und da war ich siebzehn!

Die Transition (Wechselzone) wird verletzungsfrei wie im Fluge genommen. Die Sonne brennt, aber die Frisur sitzt. Zumindest soweit man das unter dem vorschriftsmäßig geschlossenen Fahrradhelm (leuchtend rot) beurteilen kann. Die Radstrecke ist zum Großteil asphaltiert mit flachem Profil. Wenig öffentlicher Verkehr, gute Sicherung, keine Probleme. Nach gefühlten 3 Stunden taucht meine Püppie wieder in der Transition auf. Vorschriftsmäßig wird der Helm erst wieder nach dem Abstellen des Rades abgenommen. Die Frisur sitzt nicht mehr so perfekt und muss zunächst korrigiert werden. Soviel Zeit MUSS sein. Logo, es sind ja Fotografen anwesend.

Die Sonne brennt noch immer, die Laufstrecke ist staubig. Ogottogottogott, die Haare. Aber Esther nimmt auch diese Hürde. Kopfschütteln hilft. Da wird das Deckhaar wieder fluffig. "Wo gehts noch lang?" Denken Sie nicht, dass mich derartige Fragen aus der Fassung bringen. Ich kenne doch meine Tochter. Heide Klum hat im TV-Kommerzkanal dieses Nachwuchsmodell nachhaltig geformt. Ist auch 'ne gesunde Einstellung. Wenn man schon keine Chance hat, zu gewinnen, dann muss man zumindest beim Zieleinlauf eine gute Figur machen (s.Foto). Papas Schlussrechnung ist in Ordnung: Platz 21 gesamt und Rang 11 in der Altersklasse. Das Kind ist glücklich, die PV-T-Beitrittserklärung kann ausgefüllt werden. Nächstes Jahr soll je gekrault werden. Esthers Rechnung sieht da ganz anders aus: "die Haare haben zwar gelitten, aber das kriege ich wieder hin mit Heikes (das ist die stolze Mama) Kur-Shampoo für beanspruchtes feines Haar in der Farbstufennuance dunkles hell- bis helles Mittelblond". Auch gut.