Oliver Schoiber läuft 320 km - am Stück! Führung beim "Millenium Quest 2014"

Wie lange und wie weit kann ein Mensch laufen? Wer dachte, die Grenze hätten beispielsweise die führenden Ultraläufer in Witten Anke Libuda und Oliver Schoiber vom PV-Triathlon in etwa mit dem Ultralauf "TorTour de Ruhr" (TTdR) von Winterberg bis Duisburg über 230 km erreicht, kannte noch nicht den WiBoLT.
Die Bezeichnung steht für einen Ultralauf von Wiesbaden über Koblenz bis nach Bonn mit einer Länge von 320 km und 11.700 Höhenmeter, für den Oliver Schoiber gemeldet hatte. "Die Streckenlänge und die Höhenmeter sprechen für sich, wegen der abwechslungsreichen Strecke wird es aber auch kurzweiliger", rechnete sich der ausdauernde PVler aus, der dieses Mal ohne seine Vereinskameradin an den Start gehen mußte.
Die Strategie von Oliver Schoiber lag fest: die ersten 120 entspannt "runterlaufen". Sobald "nur" noch 200 Kilometer auf der Uhr stehen, war sich der PV-Athlet sicher, die Strecke auch im Kopf wieder besser verarbeiten zu können. Als Nachteil sah der längst in Witten heimisch gewordene Österreicher aber die relativ späte Startzeit von 18 Uhr am Mittwoch vor Fronleichnahm an, da vorher kaum Ruhe für einen Schlaf gegeben sein würde.
Schoiber Oliver webPünktlich machten sich insgesamt 81 Teilnehmer am Schloß Biebrich in Wiesbaden auf den wahrlich langen Weg zum zunächst ersten Verpflegungspunkt bei Kilometer 16,7, an dem auch das Betreuungs-Team von Oliver Schoiber auf ihren Ultraläufer wartete. Versorgt mit Milchreis, Couscous, Getränken und guten Worten ging es weiter. Während ein befreundeter Läufer Probleme bekam und so seine Zusage nicht einhalten konnte, mit Oliver Schoiber zusammen durch die Nacht zu laufen, mußte der PVler René Strosny vom ASC Darmstadt ziehen lassen und seinen "eigenen Stiefel laufen", eine Entscheidung, die sich als richtig erweisen sollte.
Planmäßig lief der Wittener die erste Nacht auf der welligen Strecke durch und auch einen kleinen Durchhänger m Laufe des Donnerstagvormittag überlief der PVler. Kurz vor der zweiten Nacht, Oliver Schoiber hatte die ersten 100 km hinter sich gebracht, gönnte er sich die erste Stunde Schlaf, eine zweite Stunde folgte bei dem nächsten Verpflegungspunkt (VP), danach jeweils 15 Minuten an jedem weiteren VP. Die Tische an den VPs waren reich gedeckt, im Angebot waren Nudeln, Suppe, Kuchen, Obst (Bananen, Äpfel, Orangen, Ananas, Melonen), Gemüse, Salami, Käse und Apfelmus sowie Getränke wie Kaffee, Tee, Cola und Weizenbier. Die Schlafpause in Linz ließ der PVler aber aus, eine Entscheidung, die sich später als nachteilig erweisen sollte. "So kam ich in den 59 Stunden auf insgesamt 2 Std 45 Min Schlaf. Oft kann der Körper mehr als man denkt."
Kilometer um Kilometer kam der PVler dem Ziel in Bonn näher. Als besonders anstrengend hat der PVler die Strecke auf den letzten 50 Kilometern in Erinnerung, die durch das Siebengebirge führte: "Echt anstrengend. Mitten in der Nacht ist die Orientierung auch nicht ganz so einfach. Vielleicht kam auch noch ein wenig Müdigkeit dazu."
Am letzten VP bei Kilometer 295 nochmals eine gründliche Nahrungsaufnahme und wieder nur 15 Minuten Schlaf, es waren 'nur' noch 25 Kilometer bis zum ersehnten Marktplatz in Bonn. Ab Kilometer 310 holte den Ausnahmeläufer aus Witten die fehlende Schlafpause bei Linz ein: "Es war noch dunkel, ich war sehr müde und gefühlt kam ich nicht weiter. Eigentlich war alles im grünen Bereich. Aber es ist auch völlig logisch, daß irgendwann die Kraft nachlässt. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich alles gut wegdrücken, aber zu dem Zeitpunkt spielte der Kopf nicht mehr mit." Mit dem Tageslicht kamen die Lebensgeister zurück: "Die letzten Kilometer waren schon fast wieder einfach. Naja, so einfach das halt mit mehr 300 Kilometer geht."
Dann lag das Ziel vor Oliver Schoiber und neben einem unbeschreiblichen Glücksgefühl die Erinnerung an: "Hinsetzen, einfach nur sitzen und sitzen bleiben. Das Bier in diesem tollen weichen bequemen Stuhl ein Traum."
Empfangen wurde er unter anderem von Hans und Kerstin Bothen, die extra nach Bonn gereist waren, um ihren Vereinskameraden in aller Herrgottsfrühe um 5:09 Uhr zu begrüßen. "Mein Team hat mich kurz nach dem Zieleinlauf nach Hause gebracht. Ich glaube, den Autositz hatte ich noch nicht mal berührt, da habe ich schon geschlafen." Die Nachwirkungen waren erstaunlicherweise gering: fast keine oder nur kleine Blasen und der eine oder andere Muskel, der leicht zwickte. Oliver Schoiber muss sich jetzt in aller Ruhe nur um neue Schuhe kümmern: nach vier Ultraläufen am 11. und 24. April, 07. und 18. Juni hat sein Paar ausgedient. In der über zwei Jahre führenden Wertung für die vier Ultraläufe Junut, Hexenstieg, TorTour de Ruhr und WiBoLt steht der PVler an Platz 1.