Ankündigung IRONMAN Frankfurt

Nur noch wenig Zeit bleibt, bis der Startschuss zur europäischen Meisterschaft 2009 im IRONMAN-Wettbewerb fällt. In Frankfurt am Main treten am Sonntag ab 06:45 Uhr am Langener Waldsee 2900 Triathleten an, um 3,8 Kilometer im Wasser, 180 km auf dem Rad und einen abschließenden Marathon zu gewinnen.

Neben dem Superstar Chris McCormack, Spitzname Macca, (Australien) und deutschen Triathlonhelden wie Timo Bracht oder auch Nicole Leder gehen auch in diesem Jahr vier Wittener PV-Triathleten an den Start: Ingelore Köster (amtierende IRONMAN-Europameisterin in ihrer Altersklasse), das Ehepaar Bärbel und Martin Herrmann sowie Roman Leischik. Ingelore Köster und das Ehepaar Herrmann standen am Mittwoch für ein Gespräch zur Verfügung, in dessen Verlauf sie über ihre Trainingsaufwände und ihre individuellen Ziele für das Mega- Triathlonevent in der Mainmetropole sprachen.

Martin Herrmann, Ingelore Köster, Bärbel HerrmannWie stellen Sie sich eine IRONMAN-Europameisterin vor? Eine gertenschlanke und baumlange junge Athletin? Nicht ganz richtig. Ingelore Köster ist 63 Jahre alt und ob ihrer "Größe" eher als " laufender Meter" zu bezeichnen. Wird Köster von der Presse umringt und von den Papparazzi verfolgt wie Macca? Unter den Insidern ist sie natürlich ein Star und hier im Westen hat sie auch ihren gebürlichen Bekanntheitsgrad. Aber das ist ihr gar nicht so wichtig, eher manchmal lästig. Sie ist einfach eine Lebensfreude und Fröhlichkeit versprühende Persönlichkeit. Dabei steckt ihr Lächeln nicht nur an. Es sagt auch eine Menge aus. Es zeigt ihr Selbstbewusstsein. Sie weiss einfach, dass sie auch den kommenden IRONMAN genauso wie die sechs davor finishen wird. Und zwar auf dem Treppchen, mangels Konkurrenz. Auch in Frankfurt wird nur eine Konkurrentin an den Start gehen, die sich in ihrem Alter auf deratige Strapazen einlässt. Ebenso weiss sie, dass sie die notwendigen Schwimmtrainingseinheiten und Radkilometer absolviert hat. Köster: "Auf dem Rad habe ich durch mein Trainingslager auf Mallorca, eine Tour in den Alpen sowie die regelmäßigen Ausfahrten am Wochenende deutlich mehr als die angepeilten 3000 km auf dem Tacho." Auch genügend Läufe hat sie gemacht, sodass ihr Traum, ihr personal best (14:42 h) einzustellen, bei der IRONMAN European Championship wahr werden könnte. Bei ihr ist einfach alles im Grünen Bereich. Ihr Trainingsaufwand: "ich bin pro Woche 10 - 15 Stunden unterwegs." Wenn sie genau nachrechnet, kommen auch mal 20 Stunden zusammen. Aber die Betriebswirtschaftlerin rechnet eigentlich nur, wenn es um Preis-/Leistungsverhältnisse eines neuen Triathlonrades geht. Ein strenges Trainingstagebuch braucht sie nicht. Sie hat ihre umfangreiche Erfahrung und ist "'ne coole Sau". Daher entgegnet sie auch ganz lässig auf die Frage, ob sie dieses Jahr auch bei der Königsveranstaltung der IRONMAN Weltmeisterschaft auf Hawaii antritt: "och nöö, das kommt dann nächstes Jahr." Auch mit diesen Worten, beweist sie sich als hervorragende Taktikerin. Denn sie will nicht in diesem Jahr ihr Pulver verschiessen oder aus Krankheitsgründen einen möglichen neuen Rekord verpassen: in 2010 wird sie die älteste Finisherin aus Europa werden.

Das Triathlon-Ehepaar Herrmann passt auch nicht so ganz in das Klischee eines erfolgreichen Triathlonpaares, wie etwa Nicole und Lothar Leder, die ihr gesamtes Leben auf den sportlichen Erfolg ausrichten. Steht SIE ständig in der Küche, um neue Sportlernahrung zu fabrizieren? Entwickelt ER im Keller eine neue Triathlon- Rennmaschine? Nein. In Ihrer Kindheit und Jugend betrieb Bärbel Herrmann intensiv Leichtathletik. Schon damals lernte Sie, ihre Trainingspensum zielgerichtet konsequent zu planen. Diese Grundausbildu ng veranlasst sie, auch heute noch, ihre Trainingspläne beinhart durchzuziehen. Immer nach dem Motto: "es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung". Mit dieser Einstellung imponiert sie ihrem Ehemann immer wieder. "Bärbel läßt keine Trainingseinheit aus. Gerade in den letzten Tagen bei dieser schwülen Hitze kam sie niemals auf die Idee, statt zum Laufen dann doch mal ins Schwimmbad zu gehen. Ich passe da meine Trainingseinheiten dann doch etwas an. Ihr Entschluss, 2009 in Frankfurt ihren 4. IRONMAN anzugehen, kam nach ihrem 50. Geburtstag im letzten Jahr. Am nächsten Morgen ging der Wettkampf mit der Vorbereitungsphase sofort los."

Unter Berücksichtigung der eigenen Voraussetzungen sind Trainingspläne nicht nur aufzustellen, sondern diese müssen auch kontinuierlich angepasst werden. Denn der Mensch, auch wenn er Profi sein möge, ist keine Maschine, in die ein Programm gestopft wird und basta. Beispielsweise, wenn Martin Herrmann tatkräftig bei der Renovierung für die Tochter mit anpackt und sich dabei erhebliche Schnittwunden zufügt. Oder wenn Ingelore Köster im Trainingslager von jungen Vereinskameraden, an ihren Lippen hängend, gebeten wird von Hawaii zu erzählen. Da lässt man sich nicht lumpen, erzählt aus dem Nähkästchen und fährt eine Stunde später Rad. An das Anpassen dieser Fahrpläne sind hohe Ansprüche zu stellen. Diesen wird Martin Herrmann sowohl durch seine Erfahrung, er ist seit 21 Jahren beim PV-Triathlon Witten aktiv, als auch mit Unterstützung des Trainerstabes gerecht. Zur Kalibrierung der Pläne und zur Vorbereitung auf die Wettkampfsituation haben die Herrmänner bereits einige Triathlonveranstaltungen in diesem Jahr bestritten. Die hervorragenden Ergebnisse, beispielsweise die Starts von Martin Herrmann über die olympische Distanz in der Mastersliga in Bonn und Voerde, zeigen das die PV-Triathleten bestens vorbereitet sind für den IRONMAN am Main. Bärbel Herrmann: "Wir [ Ehepaar Herrmann] werden wohl in Frankfurt vorerst das letzte mal über die Langdistanz starten. Daher fahren wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Frankfurt. Dabei kommt Martin allerdings erheblich in Zwickmühle, wenn er sein Ziel erreicht mit einer Zeit von 10 Stunden und etwas zu finishen. Denn wenn Martin sich in Frankfurt bei seinem 15. Langdistanzwettkampf für die IRONMAN World Championship auf Hawaii qualifiziert, was dann? " Martin Herrmann winkt ab: "das schaffe ich eh nicht und wenn doch, ich kriege gar keinen Urlaub." Doch wer Martin kennt und in sein Gesicht sieht, der weiss, was er eigentlich denkt: "ich werde wieder alles geben, um das Ticket nach Hawaii zu lösen und Urlaub kann man umplanen." Seine Frau wird ihn jedenfalls mit allen Kräften unterstützen. Und das Startgeld für Hawaii, immerhin einige 100 Dollar, die sofort entrichtet werden müssen, wird Bärbel Herrmann auch einpacken. Auch da ist auf sie Verlass.