Regenschlacht in der Bucht von Alcudia

Eva-Maria Böde und Lisa Steinke trotzen dem Wetter beim Ironman 70.3 Mallorca
Hier der Wettkampfbericht von Eva:
 
Bis zuletzt hatten wir gehofft, dass die Wetterpropheten sich irren. Aber es kam wie angekündigt: am Wettkampfmorgen des IM 70.3 Mallorca war der Himmel schwarz und es regnete den ganzen Tag Bindfäden. Auch ein kräftiger Wind sorgte dafür, dass dieser Tag bei frostigen mallorquinischen Temperaturen in Erinnerung bleiben sollte. Morgens in der Wechselzone vor dem Start waren einige Radständer bereits leer und deren Besitzer zurück im Hotel. Das Schwimmen war der angenehmste Teil des Tages: 1,9 km im Mittelmeer, welches mit 18 Grad wärmer als die Luft war. Aber auch da gab es Schikanen. Der Wellengang ließ mich an mein Nordseeschwimmen nach Norderney erinnern und nach 1000m knutschte mich ungefragt eine Feuerqualle. Nach ca 39 Minuten konnte ich das Wasser verlassen. Jetzt kam der wirklich gruselige Teil des Wettkampfes. 90km Rad zum Teil in den Bergen der mallorquinischen Tramuntana, knackige Abfahrten und eigentlich schnelle Geraden, welche bei Gegenwind und Dauerregen großen Krafteinsatz kosteten. Meine anvisierten 3 Stunden für die Radstrecke habe ich deutlich überboten. Klar war an diesem Tag, dass alle zeitlichen Pläne in den Hintergrund rücken mussten und lediglich das Finish zählte. So lief ich ziemlich ko vom Radeln den Halbmarathon an der Strandpromenade Alcudias glücklich ins Ziel, welches ich nach 6:51 Stunden erreichte. Im Nachhinein war auch das eine besondere Erfahrung und in der Verbündung der Athleten bei dieser Weltuntergangsstimmung habe ich viele nette Menschen aus aller Welt kennengelernt!
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 Und der Wettkampfbericht von Lisa:

Morgens um 4:30 ging der Wecker.  Die Balkontür stand offen und ich glaubte kaum was ich da hörte.  Regen… Es kübelte wie aus Eimern.

Ich dachte mir,  dass es schon aufhören wird, bis zum Start.  Von wegen…

Um 6:40 ging ich bekleidet mit meinem Neoprenanzug  zur Wechselzone.

Im Ankleidezelt, kam ich mit den Anderen Leidensgenossinnen schnell ins Gespräch.  Ich teilte Ihnen mit, dass es meine erste Mitteldistanz ist.  Eine Britin antwortete mir, dass es mir sehr gefallen wird.  Naja, ich stellte mir schöneres vor, als bei strömenden Regen zu fahren.

Kurz vorm Schwimmstart ging ich noch schnell ins Wasser.  Es wahr sehr ungemütlich und dunkel.  Ein paar Züge machte ich und schaute mir aus dem Wasser die Starts der Profiathleten an. Glückliche Gesichter sahen anders aus.

Rollingstart ist das neue System um den Schwimmstart etwas zu entzerren.  Die Startboxen wurden in Schwimmzeiten eingeteilt.  Ich ordnete mich in der Schwimmzeit 30-34 Minuten ein. Dort versammelten sich alle Agegrouper,die in etwa diese Zeit schwimmen können oder so wie ich, wollen ;).

Zuerst war die Gruppe unter 30 Minuten dran.  6 Minuten später wurde es für mich ernst. Nach und nach durften die Athleten ins Wasser.  Für mich startete der Wettkampf.  Ich sah fast nichts und bin ruhig losgeschwommen.  Die Ideallinie habe ich zu Beginn bewusst vermieden.  Ich wollte erstmal meinen Rhythmus finden und zur 3. Bzw. 4. Boje auf die Linie schwimmen.  Das gelang mir jedoch viel später.  Der Wellengang war Kräfteraubend und ich fand meinen Rhythmus erst in der zweiten Hälfte.  Der Anblick der ganzen Quallen war nicht wirklich aufmunternd. Zwei haben mich erwischt und brachten mich zum Stoppen.  Autsch dachte ich und schwomm weiter. Ich sah, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt war und zugleich wusste ich,  dass ich meine gewünschte Schwimmzeit nicht einhalten werde.

Endlich in der Wechselzone angekommen, schnappte ich meine Biketasche und verschwand ins Zelt.  Eine weitere Athletin und ich berieten uns, was wohl Sinn macht auf die Radstrecke zu nehmen.  Ich entschied mich für eine Windjacke und Handschuhe für die Klosterabfahrt.  Alles angezogen und den Neo verstaut ging es zum Bike und zügig los auf die Strecke. Da das Radfahren meine Stärke ist,  hieß es nun für mich Attacke! Die Radstrecke war sehr voll und wie erwartet, kübelte es weiter.  Auf dem flachen Stück bis zum Berg konnte ich einige Athletinnen überholen. Ich versorgte mich nochmal mit Energie und dann ging es hoch auf dem Berg. Währenddessen hat man gewöhnlich Zeit zum Denken.  Zum Beispiel wie sich wohl die neuen Carbonlaufräder und die Bremsblöcke bei der nassen Abfahrt verhalten werden.  Ich bin keine gute Abfahrtfahrerin.  Ich hatte riesen Respekt davor, was mir in wenigen Minuten anstehen würde.  Und schon war es so weit.  Es ging Bergab. Ich fuhr sehr vorsichtig,  habe mich lieber überholen lassen und hatte meine Hände pausenlos an den Bremshebeln. Ich wollte nur heile unten ankommen.  Da waren mir die Minuten, die ich nun verlieren würde, egal. Unten angekommen,  mit kämpfenden Händen und Beinen,  die zum Glück nicht so geschmerzt haben, weil alles unterkühlt war,  konnte ich endlich wieder Gas geben.  Die Krämpfe lösten sich und dachte nurnoch an ‘Gas geben ‘. Mittlerweile war es sehr stark am regnen und die Straßen überschwemmt. Ich setzte mich in aerodynamischer Position und fuhr konstant und gleichmäßig.

Über die gesamte Strecke habe ich nicht einmal auf die Zeit oder Geschwindigkeit geachtet.  Ich glaube, wir wollten alle nur heile ankommen.

Interessant war es, dass mir der Regen mittlerweile egal war und ich sogar ein bisschen über die Gesamtsituation lachen musste. Das war alles andere als schön.  

Immerhin lachten andere mit mir und das gab mir Kraft.

In der zweiten Wechselzone angekommen, dauerte die Wechselzeit lange.  Ich spürte meine Füße nicht mehr und konnte in den Schuhen nicht wirklich laufen.  Ich nahm mir Zeit. Schnell mit Energie versorgt,  Radsachen weggebracht ging es auf die Laufstrecke.  Da fiel mir ein, verdammt, es sind noch 21,1 km.  Lauf bloß nicht zu schnell los.  Meine Füße und Hände waren taub.  Ich lief unrund und meine Verhärtung in der rechten Wade machte sich bemerkbar.  Nach 8 Km waren alle Schmerzen weg und ich spürte meine Hände und Füße wieder.  Ich lief relativ konstant von km 1-21. Mein Ziel war es, unter 2!Stunden zu laufen. Das ist mir gelungen.  Immerhin konnte ich eine meiner berechneten Zeiten erreichen.

Nach 6:04:57 war ich ENDLICH im Ziel angekommen. Was ich dabei fühlte kann ich nicht in Worte fassen.  Ich bin froh meine erste Mitteldistanz trotz Regen und Wind erfolgreich gemeistert zu haben.  Schön Wetter kann schließlich jeder!